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Neuigkeiten
08.05.2022, 17:48 Uhr
Primas: 8./9. Mai differenziert betrachten
Unrecht und Unterdrückung endeten erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs
Berlin, 08. Mai 2022 - Zum 77. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai und zum „Tag des Sieges“, der u.a. in Russland am 9. Mai begangen wird, erklärt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas:
Der 8. Mai 1945 war der „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“. Die Welt wurde vom unvorstellbaren Grauen des Holocaust, von Rassenwahn und Euthanasie sowie von europaweiter Unterdrückung und Knechtschaft im Zeichen des Hakenkreuzes befreit. Es ist gut und wichtig, dass bis heute daran erinnert wird, zumal es in unserer Verantwortung liegt, dass sich so etwas in Deutschland niemals wiederholt.

Gleichzeitig aber waren Millionen Deutsche zu Kriegsende noch immer auf der Flucht vor der Rache der Roten Armee oder wurden – auch Jahre später noch – völkerrechtswidrig aus ihrer zum Teil seit Jahrhunderten angestammten Heimat vertrieben. In die Hunderttausende geht die Zahl derjenigen, die als Zivilpersonen in unwirtliche Gegenden der Sowjetunion oder andernorts deportiert und dort Zwangsarbeit leisten mussten. Unzählige Frauen wurden Opfer von Vergewaltigungen und erlitten Traumata, die bis heute in den Familien nachwirken.

Auch das waren Verbrechen. Die Bürger der SBZ/DDR, aber auch die Länder Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas kamen noch bis zum Fall des Eisernen Vorhangs unter kommunistische Knute. Viele empfinden es als Hohn, wenn im Zusammenhang mit dem Kriegsende allgemein von „Befreiung“ gesprochen wird. Am 9. Mai wiederum wurde in der Sowjetunion und wird bis heute in vielen ihrer Nachfolgestaaten an den „Tag des Sieges“ erinnert, an dem der „Große Vaterländische Krieg“ gewonnen wurde. Belarus, die Ukraine und Russland zählten zu den am schlimmsten durch den deutschen Überfall geschädigten Ländern. Insbesondere in Russland ist dieser Tag gerade in den letzten Jahren aber zu einer militaristischen und zum Teil auch nationalistischen Nabelschau geworden. Dabei wird die Zeit des kommunistischen Unrechtsregimes in der Sowjetunion immer stärker verklärt. Dieses war noch viele Jahre im Krieg mit der eigenen Bevölkerung und unterdrückte mit seiner Ideologie halb Europa.

Wir sehen aktuell, dass der „Tag des Sieges“ zum Anlass genommen wird, freiheitliche Bestrebungen in der Ukraine erneut als nationalistisch zu verunglimpfen und dem Nachbarstaat das Verteidigungsrecht gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg – und somit letztlich das Existenzrecht – abzusprechen. Daher ist es gut, im Rahmen des „Tags der Befreiung vom Nationalsozialismus“ differenziert an unsere Verantwortung gegenüber der Welt zu erinnern. An russischen Feierlichkeiten zum „Tag des Sieges“ jedoch, die missbraucht werden, um den Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen, sollte sich hierzulande niemand beteiligen.